Tanzende Mädchen in Kuba

Projekte

Projekt Sport im Quartier

Sport und Spiel zur Verbesserung der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen

Zielgruppen
Kinder und Jugendliche; Sportcoaches & Lehrpersonal, Familienangehörige
Partnerorganisation
Centro de Investigaciones Psicológicas y Sociológicas (CIPS)
Projektlaufzeit
Phase I: 2006 bis 2010
Phase II: 2009 bis 2012
Phase III: 2012 bis 2024

Pilotphase des Sport- und Spielprojekts in Havanna

Um das Wohlbefinden von Kindern in La Timba, einem benachteiligten Stadtviertel im Zentrum Havannas, zu verbessern, hat Zunzún bereits 2006 gemeinsam mit dem Centro de Investigaciones Psicológicas y Sociológicas (CIPS) ein psychosoziales Sport- und Spielprojekt ins Leben gerufen, in dessen Rahmen sich mehrmals pro Woche Sportplätze, Gemeinschaftszentren und andere freie Flächen zu Orten gemeinsamer Sportstunden verwandeln und wo nicht die Sportcoaches, sondern die Kinder selbst das Sagen haben: Sie sind es, die darüber bestimmen, welche Spiele zu welchem Zeitpunkt gespielt werden. Einzige Kriterien: Freude sollen sie bringen und lehrreich müssen sie sein.

Sportprojekt Zunzún: Jungen im Sportprojekt-Trikot sitzen auf einer Mauer

Mittels Sport zu psychosozialen Transformationsprozessen

Sportliche Aktivitäten, fachkundig angeleitet, verfügen über ein grosses Potential als Instrument zur psychosozialen Veränderung. Das Projekt «Sport im Quartier» nutzt dies gezielt, um die Kinder in ihrer sozialen Entwicklung zu fördern und langfristige Verhaltensänderungen zu bewirken. Im Sinne einer ganzheitlichen und nachhaltigen Förderung der Lebensqualität benachteiligter Kinder zielt das Projekt daher nicht nur darauf ab, sonst fehlende Freizeitstrukturen und Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen, sondern auch auf die Steigerung des Selbstwertgefühls der Kinder, auf die Entwicklung von Gemeinsinn und auf die Sensibilisierung für gesundheitliches Risikoverhalten. Die Unbeschwertheit und Freude, welche Kinder während sportlicher Betätigung empfinden und die Stärkung ihrer sozialen Kompetenz auf dem Spielfeld, können mit pädagogischem Geschick so gelenkt werden, dass Kinder das in den Sporteinheiten Erlernte auch in ihrem Alltag anwenden – und zudem gewinnbringend für die Gemeinschaft auf ihr soziales Umfeld übertragen.

Das Sportprojekt wird von einem interdisziplinären Team bestehend aus Pädagog:­innen, Psycholog:­innen, diplomierten Sportlehrer:­innen und Sozialarbeiter:­innen geleitet und motiviert die Kinder dazu, sportlich aktiv zu sein, miteinander Zeit zu verbringen, wichtige Grundwerte wie einen fairen Umgang, Respekt und Teamfähigkeit zu erlernen und sich mit sozialen Problemen wie Tabak-, Alkohol- oder Drogenkonsum auseinanderzusetzen.

Sportprojekt Zunzún: Mädchen führen einen Tanz auf

Wissenschaftliche Begleitung des Projekts

Rechercheergebnisse des CIPS, welches das Programm nicht nur umsetzt, sondern auch wissenschaftlich begleitet, deuten auf einen sozialen Transformationsprozess hin: Die Kinder zeigen deutlich mehr Gemeinsinn, sie sind verantwortungsbewusster geworden und fühlen sich sozial besser in die Gemeinschaft integriert – und sie sind wieder motiviert, in die Schule zu gehen und zu lernen, was sich nicht zuletzt auch an besseren schulischen Leistungen zeigt. Gewalt und Aggressionen während der Schul- und der Freizeit nahmen ab; dasselbe gilt für den Konsum von Suchtmitteln unter den teilnehmenden Kindern. Ebenso zeugen die Ergebnisse von einer wahrnehmbaren Verbesserung der Beziehungen zwischen den Kindern, sowohl in der Schule als auch in der Gemeinschaft: Nicht selten gehen sie nach den Sportstunden nach Hause und versuchen, Nachbarskinder zur gemeinsamen Fortführung der Spielaktivitäten zu bewegen, oder sie weisen ihre Eltern mit Erfolg auf die gesundheitlichen Risiken des Rauchens hin.

Sportprojekt Zunzún: Mädchen im lustigen Spiel

Von Havanna zur landesweiten Multiplikatorenschulung

Für seine sportlich-psychosozialen Erfolge erhielt das Projekt bereits 2007 eine erste Auszeichnung von der kubanischen Regierung. Das kubanische Erziehungsministerium kürte es zu einem der fünf besten wissenschaftlichen Projekte Havannas. Es folgten eine Fernsehdokumentation, öffentliche Einladungen für Präsentationen und weitere Preise. Die zahlreichen Ehrungen während der ersten Phase führten dazu, dass das Projekt 2009 nicht nur verlängert, sondern auch ausgeweitet wurde. Motivierte Mütter und Väter des Viertels La Timba wurden umfassend in Sportdidaktik und -pädagogik, in Konfliktlösung, Umgang mit Gewalt und Aggression sowie in der psychosozialen Unterstützung der kindlichen Entwicklung geschult. In mehreren Workshops wurden die Eltern so auf ihren Einsatz als Sportcoaches vorbereitet. Seit 2010 leiten auch sie Sportstunden, ein- bis zweimal monatlich an Samstagen oder Sonntagen, mit punktueller Unterstützung durch das Projektteam. Im Jahr 2012 wurde die Leitung der Sportaktivitäten mit dem Ende der zweiten Projektphase vollständig an die Gemeinde übergeben. Damit wurde neben der Stärkung der Eigenverantwortung auch ein wichtiger Beitrag zur Lokalentwicklung geleistet. Die Aktivitäten haben bis heute Bestand.

Damit auch Kinder und Jugendliche aus anderen Regionen Kubas von den ausserschulischen, psychosozialen Sporteinheiten profitieren, lancierte Zunzún seit 2012 Initiativen, Sportinterventionen auch in weiteren Vierteln von Havanna und in anderen Provinzen des Landes anzubieten. Nach dem Vorbild der Projektumsetzung in der Timba wurden dafür interessierte Personen aus den Provinzen Villa Clara, Sancti Spíritus und Havanna, die zu Sportcoaches weitergebildet. Seit 2019 legen wir einen geografischen Schwerpunkt auf die Provinz Pinar del Rio, wo seither auch Interessierte Personen ausgebildet werden. Die aktuelle Multiplikationsphase dauert noch bis 2024.

Zusätzlich zu der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen entschied sich Zunzún dazu, in dem von Hurrikan Ian 2022 verwüsteten Projektgebiet La Coloma in Pinar del Rio Wiederaufbauhilfe zu leisten, und beteiligt sich an der Renovation eines Gemeinschaftslokals, welches sowohl für die Projektworkshops, als auch für weitere gemeinschaftsfördernde Aktivitäten genutzt werden kann.

Sportprojekt Zunzún: Kinder lernen im Spiel etwas über das Recycling von verschiedenen Materialien
Beispiel für ein Spiel: Die Kinder bewegen sich aktiv und lernen gleichzeitig, wie verschiedene Materialien des täglichen Gebrauchs dem Recycling-Kreislauf zugeführt werden können.

Videos

2023: Bericht von SRF in der Sendung «mitenand»

Für die Sendung «mitenand» hat SRF im Dorf La Coloma einen Sport- und Spielnachmittag für Kinder besucht, der im Rahmen des Sportprojekts organisiert wurde.

zum Orignal-Film bei SRF Play

2007: Bericht im kubanischen Fernsehen

Das kubanische Fernsehen hat in einer Reportage über das Sportprojekt berichtet:

2022: Reportage über die Projektintervention in Pinar del Rio

Die folgende Dokumentation wurde vom Centro de Investigaciones Psicológicas y Sociológicas erstellt.